Gestaltungsakzente

Die Liebe steckt im Detail

Architektonische Akzentuierung

Der Reiz der Mosel-Architektur liegt im Detail. Die Baukultur an der Mosel zeigt sich in der Qualität der Gebäude, aber auch in der Reduktion und Bescheidenheit.

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Die Bauweisen sind so vielfältig und unterschiedlich wie die Mosellandschaft selbst. Gebäude im Moselraum sind vom Handwerk und der Weinkultur geprägt. Eher bescheiden und zweckmäßig, aber vielerorts selbstbewusst, kunstvoll und reich im Detail. Das regional vorkommende Baumaterial, Sand- und Kalkstein sowie Grauwacke aus den umliegenden Steinbrüchen, der Schiefer aus dem Untertageabbau des Hunsrücks und das Holz aus dem heimischen Wald wurden als Baumaterialien für die moseltypischen Baukörper verwendet.

Verputztes Mauerwerk

Einfach verputzte Gebäude überwiegen. Das Mauerwerk ist aus Bruchstein, die Fassaden sind mit einem Kalkputz und Kalkanstrich versehen. Der Putz wurde von Hand aufgetragen und ist einlagig und vollflächig. Der so aufgetragene Oberputz folgt den Unebenheiten des Mauerwerks. Die verputzten Gebäude haben traditionell keinen farbig abgesetzten Sockel.

Eine Ausführungsvariante sind Bruchsteinfassaden mit steinsichtigem Mauerwerk. Das mit Kalkmilch geschlämmte Mauerwerk mit seinen breit ausgefugten Steinen zeigt das verwendete Steinmaterial Schiefer, Sandstein, Kalkstein und Grauwacke in seiner natürlichen Ausprägung.

Sichtbares Mauerwerk

Gebäude mit sichtbarem Mauerwerk aus Bruchsteinen erfordern eine präzise handwerkliche Ausführung der Arbeiten. Die Ecken der Gebäude sind mit ausgewählten, großformatigen Ecksteinen versehen, die Mauerfugen sind sichtbar vermauert und mit Mörtel ausgestrichen.

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Die detailreicheren Ausführungen mit kunstvollen Treppenaufgängen, Tür- und Fensterbögen, Einfassungen, Ornamenten sowie gestalteten An- und Aufbauten und Funktionselementen variieren, wie beispielsweise ein Speier als Fabelwesen zur Dachentwässerung. Gesimse oder Gewände um Fenster und Türen sind oft ortsüblich. Dabei variieren die Materialien je nach Region. Verwendet wurden oft Sandstein und Basalt.

Fachwerk

ist entlang der Mosel oftmals reich verziert. Fachwerkgebäude haben ein Keller- oder Untergeschoß aus Stein (Massivbauweise). Das Fachwerk ist vollständig aus Holz erbaut und zeigt detail- und farbenreich die Handwerkskunst von Zimmermann, Schreiner, Spengler und Dachdecker, wie beispielweise das Spitzhaus in Bernkastel-Kues. Die Fächer sind mit Holzgeflechten ausgefüllt, die mit einem Stroh-Lehm-Gemisch verfüllt wurden. Das aus Schieferbruchstein gemauerte Untergeschoß schützt das Holzfachwerk im Obergeschoß vor aufsteigender Feuchtigkeit. Schiefer kam aber auch bei der Eindeckung der Dächer zur Anwendung.

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Die Anordnung und Größe der Fenster werden vom Holztragwerk vorgegeben. Als Gebäudeensemble stehen sie mit der schönen Seite zum Platz oder zur Straße. Als ältestes, vollständig erhaltenes Fachwerkhaus, das als Hofhaus der Trierer Abtei St. Marien in Kobern genutzte Fachwerkgebäude datiert auf das Jahr 1320/21.

Fachwerk mit Schieferverkleidung

ist in vielen Moseldörfern (z.B. in Enkirch) zu finden. Das Obergeschoss ist vollständig mit Schiefermaterial verkleidet und zeigt die materialtypische, lebhafte Oberflächenstruktur. Da einfache Häuser in Holzbauweise als ärmlich galten, ist in einigen Regionen vollständig verputztes Fachwerk anzutreffen. Mit einer Putzfassade sahen sie einem Haus aus Stein ähnlich.

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Fachwerk mit Holzverkleidung ist überwiegend an großen Nebengebäuden zu finden, die als Scheune, Getreidelager, Remise, Geräteschuppen, Werkstatt oder Holzlager dienten. Die Holzverschalung aus dem heimischen Forst bestimmt die Oberflächenstruktur und die Farbigkeit der Beplankung bzw. Verschalung. Anstriche sind selten, mit der Zeit ergrauen die naturbelassenen Holzbretter und wirken silberfarbig. Öffnungen sind mit ausgewählten Hölzern eingefasst. Dachüberstände und Fassadenrücksprünge sind knapp bemessen und dienen als konstruktiver Holzschutz.

Tore, Fenster & Türen

sind ursprünglich mit Hauwerk, d.h. Gewänden aus Sandstein oder aufgeputzten Faschen (aus Putz imitiertes Hauwerk) eingefasst. Die Fenster sind aus Holz und sprossengeteilt. Regional gibt es Unterschiede in Konstruktion und Farbe. Überwiegend sind sie weiß gestrichen oder holzfarben. Die Fenster liegen dabei oft in einer Flucht über alle Etagen hinweg.

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Farbig abgesetzte Klappläden aus Holz dienen zur Verdunklung und gliedern die Fassade horizontal. Blechfensterläden sind heute nicht mehr zu finden. Die Türen sind alle einander ähnlich, aber nicht gleich, und aus Holz gearbeitet. Ob einfach und zweckmäßig wie Stalltür oder Scheunentor oder reich verziert als Hofhaustür oder zweigeteilte „Klöntür“: Sie sind Ausdruck von handwerklichem Geschick und Individualität der Bewohner.

Auf- und Anbauten

Dachaufbauten wie Dachgauben oder Zwerchgiebel zeigen sich zurückhaltend. Kleine Dreiecksgauben dienen der Belüftung und weniger zur Belichtung des Dachbodens. Als markante Gliederungselemente an den großen Gebäuden setzen sie einen starken Akzent. Erker als Fassaden-Schmuck sind in der Moselregion häufig zu finden. Sie erweitern den Wohnraum im Erd- oder Obergeschoss und verbessern die Belichtung.

Wappen und andere Sonderelemente

wie Ortswappen, Ständewappen oder Familienwappen sind Zeichen der Wertschätzung und des Selbstverständnisses der gelebten Kultur. Wand- und Wegekreuze stehen in der uralten Nachfolge kultischer, heidnischer Male und gehören zum kulturellen Erbe der Moselregion. An der Gabelung eines Weges, in den Weinbergen oder als Wandkreuz an sakralen Gebäuden und Wänden der Winzergebäude sind sie heute noch vereinzelt zu finden. Wegekreuze waren auch Ausdruck von handwerklicher Kunst der Steinmetze. Fassadenbeschriftungen (z.B. „Dorfkrug“) haben Tradition und weisen auf das Angebot hin.